Hessens Ministerpräsident Roland Koch hat dies nicht getan. Stattdessen schlug er nach dem WM-Sieg der Frauen vor, sie sollten künftig zusammen mit den Herren in der Bundesliga spielen, auf dass das Spiel „spielerischer und fairer“ werde. Es wird klar, worum es ihm geht: um die Versöhnung Fußballdeutschlands mit seiner eigenen Durchschnittlichkeit. Wenn die Männer künftig so spielen sollen wie die Frauen, dann brauchen wir uns keine Illusionen über künftige Erfolge zu machen. Rudi Völler hatte ja nach dem dürftigen 0:0 seiner Truppe im EM-Qualifikationsspiel auf Island in das gleiche Horn gestoßen. Seine wütende Medienschelte war nichts Anderes als ein Abgesang auf hohe Erwartungen und gute Leistungen. Wie kann man nur davon ausgehen, dass ein 80-Millionen-Fußballvolk mit einem durchprofessionalisierten Ligabetrieb die Mannschaft der aufstrebenden Kickerweltmacht Island schlagen müsse? Völler forderte mit seinem eindrucksvollen TV-Auftritt vehement das Recht auf Mittelmäßigkeit ein. Insofern verwundert sein Zorn darüber, dass die deutsche Mannschaft bei der Gruppenauslosung für die EM in Portugal 2004 nicht gesetzt wurde. Willkommen im Mittelmaß!
Bei Eintracht Frankfurt mag man zuweilen die Herrenmannschaft gegen die eigene B-Jugend oder auch gegen die Uefa-Pokalsiegerinnen des 1.FFC Frankfurt austauschen können, ohne dass es negativ auffällt. (Vielleicht wurde es sogar schon getan, und keiner hat es gemerkt? Andy Möller?) Nur eines ist auch klar: Weder der FFC noch die Eintracht werden die Weltmeisterschaft 2006 gewinnen, egal was kommt.
Wie schrieb schon Schwerhöribert Fastblinder in Novo58/59 zu Recht: „Man kann dem Ball nichts Schlimmeres antun, als ihn auf ewig flach zu halten.“
Novo 67/68, November 2003