Matthias Heitmann  Klartext

„Vom Becken- zum Ökobauer“

- über die erste „nachhaltige“ Fußballweltmeisterschaft 2006


Die Fußball-WM 2006 in Deutschland soll die weltweit erste klimaneutrale Sportgroßveranstaltung werden. Das haben DFB und WM-Organisationskomitee unter der Leitung von Lichtgestalt Franz Beckenbauer entschieden. Den Umweltminister freut’s: Alle durch die Veranstaltung verursachten Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid sollen an anderer Stelle wieder eingespart werden. Fußballfans werden angehalten, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, ihr Bier aus Pfandflaschen zu trinken und die Bratwurst von abwaschbaren Tellern zu essen. Hauptsächlich soll in den Bereichen Wasser, Abfall, Energie und Mobilität gespart werden. So soll zum Beispiel der Wasserverbrauch um 20 Prozent gedrosselt werden, indem die Spielfelder weniger bewässert werden.

Die Vorschläge gehen mir jedoch nicht weit genug. Wenn die Wahrheit auf dem Platz liegt, dann auch die Umwelt. Der folgende Zehn-Punkte-Plan zeigt, wie Fußball und die Fußball-WM noch ökologischer gemacht werden können:

  1. Weg mit der Monokultur: Bunte Wiese statt heiliger Rasen.
  2. Fußballschuhe zur Auflockerung des Untergrundes mit Spikes versehen.
  3. Trikottausch verbieten: Trikots sind sauber zu halten und wiederzuverwenden.
  4. Wasserverbrauch reduzieren: wenig Bewegung = wenig Wasserverlust = wenig Wasserverbrauch.
  5. Das System des globalen Wettstreits überdenken: Nur die jeweiligen Kontinentalsieger sollten die Endrunde ausspielen, um unnötige Flug-Reisen von ohnehin chancenlosen Kickern (und Fans) zu vermeiden.
  6. Stadien luftdicht überdachen und die in ihnen entstehende Hitze (Sonneneinstrahlung + Menschenmassen + Erregung) ans Fernwärmenetz abführen.
  7. Das Flutlicht für Abendspiele stellen die Zuschauer: Sie bringen Kerzen mit und bilden Lichterketten.
  8. Schwalben legalisieren (weil niedliche Tierchen).
  9. Die Fußbälle sind von heimischen Arbeitslosen aus Bast zu flechten.
  10. Die Radikalkur für die Umwelt: Deutschland schon jetzt zum Öko-Weltmeister 2006 erklären und die Spiele ausfallen lassen. Was soll der ganze Aufwand?.

Auch der Zehn-Punkte-Plan kann recycelt werden: als Anleitung für die super-ökologisch-olympischen Sommerspiele 2012 in Leipzig. Oder was meinen Sie dazu, Herr Trittin? „Falls Leipzig den Zuschlag erhält, dann müssen die vor drei Jahren in Sydney gesetzten hohen Umweltstandards noch übertroffen werden“, forderte der Öko-Minister vor der Nominierung. Mit Hilfe des recycelten Zehn-Punkte-Plans dürfte das ja wohl kein Problem sein!


(Novo64/65, Mai 2003)