Matthias Heitmann  Klartext

E – Ejakulation oder Hoch den Billy!

- Clinton? Den sperma’ ein!


Alle Frauen und Männer dieses unseres Planeten sollten dem amerikanischen Präsidenten Bill Clinton eigentlich dankbar sein! Denn daß es sogar er in seiner gehobenen Stellung immer noch hoch her gehen läßt, bringt neben Frauen- auch gedemütigte Männerherzen zum Höherschlagen. Was wurde in den letzten Monaten nicht alles über Männer berichtet: Daß sie nicht mehr so könnten wie früher, da sie so gestreßt seien, daß sie auch krankheitsanfälliger seien, daß ihnen die Haare ausfielen, daß sie überhaupt out seien und still und heimlich durch Außerirdische (Frauen nannten sie verzückt “die neuen Männer”) ausgetauscht wurden, daß ihnen das Sperma ausgehe und sie eigentlich gar keine Männer mehr seien, wenn sie keine Pillen schluckten. Alles Lüge. Bill hat es allen gezeigt! Es geht also doch noch! Bill without pill – yes Ma’am!


Wer die Nerven hat, in seinem Präsidentenbüro trotz Madeleine Albright und zwischen rotem Telefon, Bodyguards und Hillary noch an etwas anderes zu denken als an die Kastration seines Katers, dem kann nicht vorgeworfen werden, ein Weichei zu sein. Von wegen, Männer unter Druck und im Streß können nicht! Im Gegenteil: Wer Billy zum falschen Zeitpunkt in die Schußlinie läuft, braucht sich nicht wundern, etwas abzubekommen.


A propos abbekommen. Auch hier straft der Präsident alle Skeptiker Lügen. Wer es schafft, zwischen besagtem rotem Telefon, den Bodyguards und den Beinen seiner allgegenwärtigen Ehefrau hindurch Flecken auf dem Kleid einer Praktikantin zu hinterlassen, die er bis vor kurzem meinte, niemals unter vier Augen gesprochen zu haben, dem gehört Respekt gezollt! Von Spermamangel kann hier wohl keine Rede sein. Niemand müßte sich hierfür schämen, dieser Kunstschuß ist vielmehr eine Leistung, die zum “Hallo, ich war’s!”-Brüllen einlädt. Daß der gute Mann hierfür eins auf den Sack bekommen soll, ist ein böser Schachzug des Schicksals. Klar, daß er das nicht auf sich sitzen lassen konnte, tags darauf bekamen die Moslems in Afghanistan und im Sudan seine gekränkte Männlichkeit zu spüren. Bleibt zu hoffen, daß Bill Clinton nicht aufgrund seiner Ejakulationsstärke selbst zum Ejakulat des moralisierenden Amerika und damit aus dem Weißen Haus hinausgespritzt wird. Es gäbe tausend andere Gründe, ihn gegen die Wand zu setzen, dies ist keiner!


(Novo36, September 1998)